Stadtwaldführung – Waldsterben 2.0 und seine Ursachen 15. November 202111. Dezember 2021 Am 5. November 2021 trafen sich Mitglieder der Stadtteilgruppe 2 im Schwanheimer Wald zur einer Stadtwaldführung. Die Gruppe wurde von Rosemarie Heilig, der Stadträtin und Dezernentin für Umwelt, Klimaschutz und Frauen begleitet und von Frau Dr. Tina Baumann, der Abteilungsleiterin im Stadtforst des Grünflächenamtes, geführt. Zu Beginn der Stadtwaldführung erläuterte Frau Dr. Baumann einige Fakten über den Frankfurter Stadtwald und gab der Gruppe mit Hilfe von Übersichtskarten einen Überblick über die Größe des Stadtwaldes sowie über die Verteilung der verschiedenen Baumarten. Der Stadtwald liegt im Süden der Stadt und befindet sich seit fast 650 Jahren in deren Besitz. Heute ist er ein moderner, FSC-zertifizierter Forst. Mit ca. 5.800 Hektar ist er einer der größten Stadtwälder Deutschlands, innerhalb der Stadtgrenzen sind es allein ca. 3.860 Hektar. Beim Waldsterben 1.0 in den 80er Jahren, setzte der saure Regen, der durch schwefelhaltige Rauchgase von Braunkohlekraftwerken verursacht wurde, den Bäumen zu. Mittels Rauchgas-Entschwefelungsanlagen konnte damals eine deutliche Verbesserung der Luftbelastungen erreicht und viele Wälder gerettet werden. Weitere Maßnahmen zur Entlastung der Wälder folgten, wie die Einführung des bleifreien Benzins und des Autokatalysators. Das momentan stattfindende Waldsterben 2.0 ist jetzt kein lokales Phänomen, sondern Folge der weltweiten Klimakrise. Alle Bäume leiden unter den zunehmenden Klimaextremen wie Hitze, Trockenheit und Stürme. Auf Grundlage des Waldzustandsberichts erklärte Frau Dr. Baumann, dass ca. 96 Prozent der Gehölze im Stadtwald geschädigt, krank oder abgestorben sind. Insbesondere viele ältere Bäume sind nicht mehr in der Lage, sich zu regenerieren. Zu groß sind bereits die Schäden an den Ästen, die Kronen sind zu großen Teilen oder sogar vollständig abgestorben. Klimaschäden: Lichte Kronen im Frankfurter Stadtwald (© Foto Torsten Skadell) Hinzu kommen weitere Probleme durch eingewanderte Baumarten, wie z.B. die spätblühende Traubenkirsche. Diese in Nordamerika beheimatete Baumart wurde nach Europa gebracht, ist aufgrund ihres hohen Reproduktions- und Ausbreitungspotenzials sehr invasiv und vertreibt einheimische Baumarten. Diese Baumart kommt sehr gut mit den veränderten Bedingungen aufgrund des Klimawandels klar, stellt jedoch eine Gefahr für die einheimische Artenvielfalt dar und wird daher vom Stadtforst aufwendig bekämpft. Frau Dr. Baumann vor der Spätblühenden Traubenkirsche (© Foto Torsten Skadell) Um dem Absterben des Waldes nicht hilflos zuzuschauen, versucht StadtForst, das städtische Forstamt, den Wald klimastabil zu gestalten und setzt bei der Aufforstung auf einen Laubmischwald. Es gibt Versuchsflächen, auf denen in Zusammenarbeit mit der Goethe-Universität Bäume gepflanzt werden, die resistenter gegen Trockenheit sein sollen. Diese Versuche mit Bäumen sind vor allem eins: langwierig. Es dauert mindestens 10 Jahre, bis erste Ergebnisse vorliegen, erklärte Frau Dr. Baumann. Gleichzeitig setzt der Stadtforst auf die Aufzucht eigenen Saatgutes. Bäume aus eigenem Saatgut sollten mit dem Klimawandel vertraut sein, schließlich stammt es von Bäumen ab, die bereits Hitze und Trockenheit standgehalten haben (z.B. Saatgut von Eichen aus den Schwanheimer Dünen). Die Gruppe diskutierte angeregt mit Frau Dr. Baumann (© Foto Torsten Skadell) Die Gruppe wurde von Frau Dr. Baumann zu zwei dieser Versuchsflächen geführt. Auf einer dieser Flächen wurden neue Baumarten wie Steineichen oder Ungarische Eichen gepflanzt. Auf einer anderen Versuchsfläche wurde mit aufwendigen Verfahren die spätblühende Traubenkirsche entfernt und neue Bäumchen gepflanzt. Es dauert aber viele Jahre, bis diese kleinen Bäumchen so groß sind, dass sie sich eigenständig gegen die spätblühende Traubenkirsche durchsetzen können. Bis es soweit ist, muss diese Fläche regelmäßig von der eigenwanderten Baumart befreit werden. Nach gut zwei Stunden war die sehr informative Stadtwaldführung zu Ende. Die Stadtteilgruppe 2 bedankt sich bei Rosemarie Heilig für die Unterstützung und die Begleitung sowie bei Frau Dr. Tina Baumann für die fachkundige Führung.